Wollen Mädchen nicht mehr Fußball spielen?
Geht es noch weiter abwärts mit dem Mädchenfußball? Zu diesem Ergebnis könnte man kommen, wenn man die aktuellen Mannschaftszahlen anschaut und mit denen der vergangenen Jahre vergleicht.
In der abgelaufenen Saison waren 11 D-Mädchen-Mannschaften am Start, dabei mit Eutingen und Glatten zwei Teams aus dem Bezirk Nördlicher Schwarzwald. Vor 10 Jahren waren es 14 Teams allein im Bezirk Böblingen/Calw, die in zwei Staffeln spielten. Man fragt sich, wo sind sie geblieben? Emmingen/Oberes Nagoldtal, Oberreichenbach, Stammheim, Haiterbach, Beihingen, Jettingen, Wildberg, Schönbronn… alle hatten Mädchenmannschaften zum Spielbetrieb angemeldet. Für die kommenden Saison haben im hiesigen Bezirk nur noch 6 Vereine D-Mädchen-Mannschaften gemeldet. Sowohl der SC Neubulach wie auch die Spfr. Gechingen, sind nicht mehr vertreten. Sie ziehen die jüngeren Mädels mit hoch zu den C-Mädchen. Aus dem Kreis Calw sind somit nur die Bernecker übriggeblieben. Mannschaftsmeldungen aus dem Bezirk Nördlicher Schwarzwald: Fehlanzeige!
Erfreulicher sieht es in der neuen Saison bei den C-Mädchen aus. 8 Vereine aus dem Bezirk Böblingen/Calw haben 9 Mannschaften gemeldet, dabei ist Gechingen mit 2 Teams vertreten.
Der DFB und auch der WFV haben längst die negative Entwicklung erkannt und wollen gegensteuern. Es werden verschiedene Aktionen gemacht und den Vereinen gute Unterstützung angeboten.
In erster Linie sind aber die Vereine selbst gefragt. Diese wiederum sind von Trainern und Betreuern abhängig, die zum einen vorhanden sein müssen und dann noch einen guten Job machen. Wenn es den Kids im Verein gefällt (dies gilt gleichermaßen für Mädchen und Buben), spricht sich dies herum und es kommen ständig neue dazu. Diese Entwicklung lässt sich aktuell bei der Spvgg. Berneck/Zwerenberg sehr gut beobachten. Seit einigen Jahren kümmert sich Uwe Weinschenk, früher selbst guter Fußballspieler, sehr intensiv um den jüngsten Nachwuchs. Nach Corona sind in den letzten Monaten weitere Buben und Mädchen neu dazugestoßen. So können Uwe Weinschenk (F1 – Jahrgang 2013) und Dennis Sailer (F2 – Jahrgang 2014) zweimal wöchentlich meist über 20 Kinder zum Training begrüßen. Mit den Bambini (Jahrgang 2015 und jünger) kümmert sich Uwe Weinschenk zudem freitags um den jüngsten Nachwuchs. Um die Buben und Mädchen in kleinen Gruppen intensiv anzuleiten und betreuen zu können, stehen weitere Helfer zur Verfügung (teilweise Eltern, teilweise Spieler/Spielerinnen. In den genannten 3 jüngsten Altersklassen sind derzeit auch rund 15 Mädels. Diese trainieren und spielen gemeinsam mit den Jungs. Somit beste Voraussetzungen dass nicht nur die älteren Jugendmannschaften der SGM NordSchwarzWald in den nächsten Jahren weitere Nachwuchsspieler bekommen sondern auch die Mädchenmannschaften der Spvgg. Berneck/Zwerenberg.
Deshalb der Tipp an alle Mädels, die gerne Fußball spielen möchten bzw. deren Eltern: Geht zu einem Verein, der Jugendmannschaften im jüngeren Altersbereich hat und spielt zunächst in gemischten Mannschaften. Wenn dann mehrere Mädels da sind, ist der Schritt nicht mehr weit, dass der Verein eine eigene Mädchenmannschaft zum Spielbetrieb anmeldet. Oder man kann dann zu einem Verein in der Umgebung wechseln, der Mädchenfußball anbietet.
Fakt ist, dass die weiblichen Fußballerinnen schneller nach ganz oben kommen können als ihre männlichen Kollegen. Es gibt aus unserer Region eine ganze Reihe von Spielerinnen, die den Sprung in die Bundesliga geschafft haben, so die 23jährige Chantal Hagel aus Wildberg in Hoffenheim, Greta Stegemann und Ivana Fuso (früher SV Böblingen) haben in Freiburg Fuß gefasst, wobei Ivana Fuso inzwischen zu Manchester United gewechselt ist. Die 27 Jahre alten Dongus-Zwillinge aus Deckenpfronn haben in Hoffenheim Karriere gemacht. Während Fabienne immer noch ihre Kickstiefel bei dem Bundesligateam aus dem Kraichgau schnürt, spielt ihre Schwester Tamar inzwischen beim italienischen Erstligisten Florentia San Gimignano. Die heute 30jährige Kim Kulig, die über die Stationen Poltringen, Unterjesingen, Sindelfingen, HSV und Frankfurt nicht nur eine sehr gute Bundesligaspielerin wurde sondern auch viele Länderspiele im Trikot der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bestritt, musste leider 2015 ihre Karriere verletzungsbedingt beenden. – Gute Aussichten also für engagierte und motivierte junge Kickerinnen aus unserer Region, ebenfalls eine erfolgreiche Karriere als Fußballspielerin zu starten.
Bericht und Fotos von Friedrich Blaich
Uwe Weinschenk Luca Schneidemesser, Spieler in der SG Spielberg/Berneck-Zwerenberg,hilft beim Training der jüngsten Kicker regelmäßig mit Es wird längst nicht nur Fußball gespielt.