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Profitieren Bernecker Frauen von Corona-Krise?

Wenn die Saison 2019/20 im Amateurfußball für beendet erklärt wird, was sehr wahrscheinlich ist, und es hoffentlich im September mit einer neuen Saison weitergehen würde, könnten die Frauen der Spvgg. Berneck/Zwerenberg davon profitieren.

Zur Winterpause lag der letztjährige Landesligameister in der neuen Spielklasse, der Verbandsliga auf dem letzten Tabellenplatz. Trainer Theo Blaich konnte mit seinem Team in den 11 Spielen der Vorrunde nur 4 Punkte holen. Zu Beginn der neuen Spielzeit sah es noch richtig gut aus. Schuld an der folgenden Misere war in erster Linie ein sehr großes Verletzungspech. So konnten u.a. die beiden etatmäßigen Stürmerinnen Sarah Ungericht und Sandra Honigmann überhaupt nicht oder nur eingeschränkt eingesetzt werden.

Abgeschrieben hatte man den Klassenerhalt aber nicht. Vielmehr hatte sich Theo Blaich mit seinem Team intensiv auf die Rückrunde mit dem Ziel Nichtabstieg vorbereitet. 6 Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz und 9 Punkte auf den rettenden Platz 9 schienen machbar. Es wurde sehr fleißig trainiert. Als es die Platz- bzw. Witterungsverhältnisse nicht zuließen, ist man zum Training mehrfach in den Soccerpark nach Bad-Wildbad ausgewichen.

Jana Rutz und Kim Kettner, die beide in der Winterpause nach eineinhalbjährigem Gastspiel beim VfL Herrenberg nach Berneck zurückgekehrt sind, sind eine Verstärkung für das Team. Dies hat sich in den Vorbereitungsspielen deutlich gezeigt. So konnte man beim FV 08 Rottweil, derzeit Tabellenzweiter in der Landesliga einen 3:1 Sieg einfahren.

Nicht nur die Frauen sondern auch die B-Mädchen mit ihren Trainern Rico Geigle und Hansi Knospe haben sich intensiv auf die Rückrunde vorbereitet. In der Verbandsstaffel Nord belegt das Team zur Winterpause den 7 Tabellenplatz unter den 11 Mannschaften. Dabei ist es so, dass zum Verbleibt in der höchsten Liga im Gebiet des WFV dringend weitere Punkte benötigt werden. Ein größeres Problem könnte aber ein Mangel an Spielerinnen in der neuen Saison werden. Denn nur 6 der aktuell 14 Spielerinnen werden auch in der nächsten Saison noch bei den Mädchen spielen dürfen.

Aufgrund der Tatsache, dass 8 Spielerinnen des Jahrgangs 2003 zu den Frauen aufrücken, hatten sich die Trainer, die Vereinsführung und die Spielerinnen noch vor der Corona-Krise zusammengesetzt und den weiteren Fortgang diskutiert. Man will auf jeden Fall mit einer 2. Frauenmannschaft an den Start gehen. Damit will man allen Spielerinnen eine Spielmöglichkeit bieten. Klar ist auch, dass Rico Geigle und Hansi Knospe, das Nachwuchsteam, das in der Bezirksliga spielen wird, trainieren werden. Es wird aber eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Mannschaften geben. Schließlich werden alle Spielerinnen die Möglichkeit haben, sich für die höherklassige Mannschaft zu empfehlen, egal ob es weiterhin die Verbandsstaffel sein wird oder im Falle eines Abstieges die Landesliga.

Auf der anderen Seite haben einige bisherige Stammkräfte der Frauenmannschaft signalisiert, dass sie es etwas ruhiger angehen lassen wollen. Der Aufwand (intensives Training und bei Auswärtsspielen sonntags meist den ganzen Tag unterwegs), ist doch sehr groß. Sie sind aber bereit, in der 2. Mannschaft mitzuspielen. Da der Kader für zwei Mannschaften trotzdem nicht üppig ist, würde man sich freuen, wenn weitere Spielerinnen zu der Mannschaft stoßen würden. Vielleicht gelingt es, Spielerinnen, die ihre Kickstiefel an den Nagel gehängt haben, zu reaktivieren oder Spielerinnen, die den Verein in den letzten Jahren verlassen haben, zurückzuholen.

Spielführerin Nadja Dürr hat angekündigt, dass sie zum Saisonende ihre fußballerische Karriere beenden will. Trainer Theo Blaich wird versuchen, sie zu überzeugen, noch ein Jahr dranzuhängen. Vielleicht hilft sein Argument, dass man so, sprich gezwungen durch die Corona-Krise, nicht aufhören kann.

Einen weiteren Wermutstropfen hat die Corona-Krise für das Bernecker Frauenfußballteam auf jeden Fall. Durch den Gewinn der Bezirkshallenmeisterschaften, hatte man sich für den Erdinger-Cup qualifiziert. Diese Kleinfeldturnier, in der der Meister aller Meister ermittelt wird, und das im Juni hätte stattfinden sollen, fällt sicher auch ins Wasser. Mehrfach hatte sich die Mannschaft in den letzten Jahren für diesen Wettbewerb qualifiziert und erfreute sich bei den Spielerinnen größter Beliebtheit.

Dass die Spielerinnen das Fußballspielen nicht verlernt haben, haben sie mit ihrem Video zur Klopapier-Challenge eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Viele Mannschaften aus der Region haben mitgemacht und sich in der fußballlosen Zeit auf diese Weise betätigt. Die Videos der Bernecker Frauen und B-Mädchen können über die Vereinshomepage abgerufen werden.

Großes Fragezeichen bei B-Mädchen

Seit der Saison 2009/10 spielen die B-Mädchen der Spvgg. Berneck/Zwerenberg in der Verbandsstaffel. Rolf Dürr und später Theo Blaich haben die Mannschaft über viele Jahre hinweg trainiert und gemanagt. Vor zwei Jahren als Theo Blaich zu den Frauen gewechselt ist, haben Rico Geigle und Hansi Knospe die Mannschaft übernommen.

Dass es Nachwuchsmangel im Jugendfußball und speziell auch beim Mädchenfußball gibt, davon ist auch das Team aus dem Kreis Calw nicht verschon geblieben. So war es in den letzten Jahren nur mit großen Anstrengungen, insbesondere von Theo Blaich, möglich, genügend Spielerinnen zu finden, die sich der Herausforderung stellen, höherklassig Fußball zu spielen. Aktuell kommen die Spielerinnen mit den weitesten Entfernungen aus Enzklösterle, Bad Wildbad, Calw, Nagold und Haiterbach. Ob es in Berneck auch in der nächsten Saison noch B-Mädchenfußball in der höchsten Spielklasse im Verbandsgebiet des WFV geben wird, ist offen. Der Verein ist auf gutem Weg mit den D-Mädchen in Zukunft wieder Nachwuchsspielerinnen zu haben. Das Problem ist, dass man keine C-Mädchenmannschaft hat und deshalb der direkte eigene Nachwuchs für die B-Mädchen fehlt.

Einige Spielerinnen aus der Umgebung haben signalisiert, dass sie sich vorstellen können, nach Berneck zu wechseln. Aktuell wäre der Kader mit den verbleibenden sechs Spielerinnen noch zu klein. Dann wäre noch die Trainerfrage zu klären, da die bisherigen Trainer Rico Geigle und Hansi Knospe mit der Mehrzahl ihrer bisherigen Spielerinnen in der neuen Saison im Frauenfußball tätig sein werden. Auch wenn aktuell nicht gespielt werden kann, den Verantwortlichen hinter den Kulissen wird es nicht langweilig.

Text und Foto von Friedrich Blaich

Kim Kettner(links) und Jana Rutz verstärken den Frauenkader von Theo Blaich